Bewegender Abschied für Rektorin Gontar-Gründler in Thannhausen

Das Glück hat Ingeborg Gontar-Gründler an der Anton-Höfer-Grundschule in Thannhausen, die sie neun Jahre leitete. Wie in Corona-Zeiten gefeiert wurde.

 

Den Regenbogen, das Symbol der Anton-Höfer-Grundschule in Thannhausen, hatten die Gäste der feierlichen Verabschiedung von Rektorin Ingeborg Gontar-Gründler mehrfach vor Augen. Er zierte die Kopfseite des Programmhefts, eine Wand des Schulgebäudes und die mobilen Stellwände im überdachten Eingangsbereich der Schule, wo die Feier stattfand. Den Regenbogen deutete die nach neun Schuljahren aus dem Amt scheidende Rektorin als Symbol von Gemeinschaft und Zusammenhalt. In Corona-Zeiten sei die Botschaft des Regenbogens wichtiger denn je. Der allgemeinen Deutung fügte Ingeborg Gontar-Gründler eine persönliche hinzu. Ein Märchen verkünde, am Ende des Regenbogens befinde sich ein Goldschatz. Diesen habe sie gefunden als eine Fülle von glücklichen Tagen, die sie während ihrer Zeit als Rektorin inmitten einer intakten Schulgemeinschaft erleben durfte, erklärte Ingeborg Gontar-Gründler in ihrer Abschiedsrede.

 

Künstlerische Akzente in Thannhausen

Keine leichte Aufgabe hatten die für Planung und Durchführung der Feier Verantwortlichen angesichts der vielen Unwägbarkeiten in Corona-Zeiten gehabt. Ihnen gelang eine abwechslungsreiche, lebendige und bewegende Feierstunde, in der nicht die Einschränkungen, sondern die menschlichen und künstlerischen Akzente dominierten und der Geist der Schule für alle Gäste spürbar wurde. Allerdings hatten die Feierlichkeiten geteilt werden müssen. Die Rektorin hatte sich bereits von ihren Schülerinnen und Schülern verabschiedet und im Rahmen dieser Feier ein von den Schülern vorbereitetes Fahrrad-Puzzle zusammengefügt.

Die zweite Feier galt dem Abschied von der Öffentlichkeit. Sie gewann trotz des Fehlens der Schülerinnen und Schüler ein vitales Flair durch die Instrumentalmusik, die Tanzeinlage „Azonto“ von vier Schülerinnen, zwei Auftritte des Lehrerchors und vor allem die Donizetti-Arie, gesungen Georg Sonner. Der Hausmeister, der in der Lage ist, eine der großen Arien der Opernliteratur mit so viel Klang und Gespür für den emotionalen Gehalt von „Ach, einer Träne Zauberglanz“ zu singen, das ist von den vielen Besonderheiten dieser Grundschule gewiss die auffälligste.

 

Rektorin meisterte Herausforderungen an Anton-Höfer-Grundschule

Die Schulen müssten viel auffangen, wenn sich die Gesellschaft zu ihrem Nachteil verändere, erklärte Schulrat Robert Kaifer in seiner Laudatio. Eine Fülle an weiteren Aufgaben, etwa Inklusion, neue Lehrpläne, Schulversuche, Digitalisierung, Migration, Kooperationspartner und nicht zuletzt die Pandemie, sorge dafür, dass Schulleitung alles andere als ein Job sei. Erstaunlich sei, wie Ingeborg Gontar-Gründler all den Herausforderungen gerecht geworden sei und es überdies schaffte, durch beispielhafte Projekte die Schule lebendig zu halten.


Bürgermeister Alois Held konnte auf persönliche Erfahrungen mit der scheidenden Rektorin zurückgreifen. Seine beiden Kinder hätten sich hier ausgesprochen wohl gefühlt. Die Gespräche mit der Schulleitung hätten ihm stets vermittelt, mit wie viel „Herzblut“ Ingeborg Gontar-Gründler ihre Schule vertrete.

Ein besonders schönes und aufschlussreiches Bild nutzte Elternbeiratsvorsitzende Kathrin Kiechle, um die Arbeit der Rektorin zu würdigen. Eine Schule sei wie ein Baum mit vielen, in alle Richtungen ausgreifenden Ästen. Ein gesunder Baum brauche ein Wurzelwerk, das alles zusammenhalte und als solch eine Wurzel habe sie die Schulleiterin stets empfunden.

 

Thannhauser Konrektorin Bruckmann-Bensch war sehr bewegt

Konrektorin Astrid Bruckmann-Bensch meinte, sichtlich bewegt, Ingeborg Gontar-Gründler hinterlasse viele Spuren, solche an und im Gebäude, vor allem aber Spuren in den Herzen aller Mitglieder der Schulgemeinschaft. Sie habe ihre Vorgesetzte über all die Jahre hinweg als Chefin, Mensch und Freundin in einer Person erlebt.

 

Mehrfach nahmen die Redebeiträge Bezug auf die Mosaikbank, die eine besondere Hinterlassenschaft der scheidenden Rektorin für ihre Schule hätte werden sollen, aber coronabedingt nicht realisiert werden konnte. Ingeborg Gontar-Gründler überreichte am Ende der Feier einen Mosaikstein an ihre Nachfolgerin Tanja Müller, derzeit noch Rektorin in Burtenbach, in der Hoffnung, die neue Leitung werde das Projekt Mosaikbank zu einem guten Ende führen.

 

 

VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

 

 

 

 

GÜNTHER MEINDL "DIE WOCHE" schrieb Folgendes:

 

Viel Herzblut bei der Verabschiedung

Die Rektorin der Thannhauser Grundschule geht in den Ruhestand

 

Sie übergebe ihr zu treuen Händen nicht nur den besten Hausmeister und die beste Sekretärin, sondern auch das beste Team, meinte Ingeborg Gontar-Gründler, die sich seit 2011 im Amt befindende Rektorin der Anton-Höfer-Grundschule Thannhausen, am vergangenen Montag bei der Verabschiedung in den Ruhestand an ihre Nachfolgerin Tanja Müller gewandt, die sie den Gästen davor in kurzen Zügen vorgestellt hatte. Die neue Rektorin stammt eigentlich aus Nordrhein-Westfalen, hat aber bereits in Bayern studiert und zuletzt vier Jahre lang die Grundschule im nahen Burtenbach geleitet.

 

Gelungener Abschied trotz Corona

 

Ingeborg Gontar-Gründlers Verabschiedung, die coronabedingt „Open Air“ in der Pausenhalle der Schule stattfand, stellte unter Beweis, dass es auch eine solche Pandemie nicht vermag, einer Veranstaltung wie dieser ihren Charme zu nehmen. Vielmehr ist es den Organisatoren gelungen, einen ganz bezaubernden Abschied in kleinerem Rahmen, aber gespickt mit vielen „Highlights“, zu inszenieren, wofür sich die scheidende Rektorin denn auch von Herzen bedankte.

 

Viele Stationen – viele Projekte

 

Der Schulrat Robert Kaifer sprach von zwei beruflichen Gemeinsamkeiten zwischen ihm und Ingeborg Gontar-Gründler. Beide seien sie an je zwei Schulen Konrektor(in) und Rektor(in) gewesen, letzteres die Verabschiedete in den vergangenen neun Jahren in Thannhausen und davor im benachbarten Münsterhausen. Sodann zählte der Schulrat die Stationen der künftigen Ruheständlerin auf, die bis ins Unterfränkische geführt hatten. Zudem verriet Kaifer den Anwesenden als „Geheimnis“ Ingeborg Gontar-Gründlers Spitznamen. „G.G“ – sprich „Dschi-Dschi“ – werde sie in Anlehnung an ihre Initialen in Fachkreisen auch genannt. Schulleiter, so der Schulrat weiter sei nicht irgendein Beruf. Hier habe man es ganz besonders mit Menschen zu tun, vor allem mit noch sehr jungen, die Zuspruch und Förderung benötigen würden. Dabei gehe es neben dem Bildungs- und Erziehungsauftrag um Aufmerksamkeit, ein stets offenes Ohr und die Fähigkeit Probleme zu lösen. Für Ingeborg Gontar-Gründler seien in Thann-hausen viele neue Aufgaben und zahlreiche Projekte hinzugekommen. Und zuletzt habe die begeisterte Radfahrerin und Eistänzerin auch noch eine Pandemie meistern müssen.

 

Lob von Bürgermeister und Elternbeirat

 

Bürgermeister Alois Held sprach vom Zu-Ende-Gehen einer kleinen Ära. Mit Herzblut sei die Rektorin bis zum letzten Tag bei der Sache gewesen. Und auch seitens der Stadtverwaltung habe man die Rektorin sehr geschätzt, nicht zuletzt, weil sie mit den zur Verfügung stehenden Geldern immer verantwortungsvoll umgegangen sei. Im Namen des Elternbeirats bestätigte Katrin Kiechle das stets lebhafte Miteinander und betonte, dass Ingeborg Gontar-Gründler ein Teil des „Wurzelwerks“ der Schule sei, woraufhin sie ihr als Geschenk einen Pfirsichbaum überreichte.

 

Spuren hinterlassen

 

Die Konrektorin Astrid Bruckmann-Bensch bezeichnete die Ruhestandsversetzung als „beträchtlichen Einschnitt“. Neun Jahre lang habe die angehende Rentnerin die Schule mit Charakterfestigkeit, Besonnenheit und Gelassenheit geleitet. Daher hinterlasse sie, die das Schulleben mit vielen Aktionen bereichert sowie immer Zeit für Gespräche und Sorgen aufgebracht habe, hier sichtbare Spuren. So sei die Einrichtung die in digitaler Hinsicht mit am besten ausgestattete Schule im Landkreis. Auch seien die schulischen Projekte Jahr für Jahr größer geworden, jedoch habe das Kollegium in Ingeborg Gontar-Gründler stets eine verlässliche und kompetente Chefin gehabt, die immer auch eine Freundin gewesen sei.

 

Das (noch) unvollendete Werk

 

Letztere selbst zeigte sich stark berührt und fand es bemerkenswert, dass in einer solch schwierigen Zeit das Organisieren einer Verabschiedung wie dieser möglich gewesen sei. Im Rückblick auf die vielen gemeinsamen Aktivitäten meinte die Noch-Rektorin, dass sie „vielleicht doch einiges richtig gemacht“ habe. Neben dem Lehrauftrag sei es ihr insbesondere um die Förderung des Gemeinschaftssinns gegangen.Das letzte große gemeinsame Projekt, die Erstellung einer „Mosaikbank“ für den Schulgarten, wofür jeder Einzelne seinen individuellen Beitrag leisten sollte, habe coronabedingt leider nicht mehr entstehen können. Dabei sei es um ein „einzigartiges Kunstwerk“ gegangen, mit einer Lehne in Form eines Regenbogens. Der Schulbetrieb habe zuletzt seltsame Formen angenommen, doch wenngleich Corona viel zerstört hätte: den in der Schule herrschenden Geist habe das Virus nicht zerstören können. Und hinsichtlich der „Mosaikbank“ meinte Ingeborg Gontar-Gründler, dass, was nicht ist, ja noch werden könne. Und so überreichte sie ihrer Nachfolgerin – gewiss nicht ohne Hintergedanken – ein paar Mosaiksteinchen.

 

Ein singender Hausmeister

 

Zum gelungenen Rahmenprogramm trugen diverse musikalische Einlagen, auch von Seiten des Lehrerchors, ein vielbeachteter Tanz von vier Mädels und gewiss als kulturelles „Highlight“ ein Auftritt von Georg Sonner bei. Dabei „schmetterte“ der Haus-meister und Tenor eine Arie aus einer etwa 200 Jahre alten italienischen Oper. Bemerkenswerterweise trug der Sangeskünstler das kleine Werk komplett auswändig in italienischer Sprache vor. Zum Glück war kein Opernintendant vor Ort. Ansonsten wür-de Sonner vielleicht künftig in großen Häusern auftreten und die Anton-Höfer-Grundschule hätte ihren versierten Hausmeister verloren.