Ganztagsangebote

Im Schuljahr 2009/2010 startete an der Anton-Höfer Grundschule die erste gebundene Ganztagsklasse im ersten Schuljahr. Im darauffolgenden Schuljahr kam eine neue erste Klasse dazu. Im Grundschulbereich waren diese damals die einzigen Ganztagsklassen im Landkreis Günzburg.

Hier möchten wir kurz über unsere Erfahrungen berichten:

Anmerkung: Folgende Ausführungen wurden unter Mitarbeit des ehemaligen Rektors Karl Landherr und Konrektorin Eva Bayer erstellt, die an der Einführung und Weiterentwicklung der Ganztagsklassen an unserer Schule maßgeblich beteiligt waren.



Wie kam es zu Ganztagsklassen an unserer Schule?

1. Politischer Wille und gesellschaftliche Notwendigkeit

Der flächendeckende und bedarfsgerechte Ausbau von Ganztagsangeboten ist ein vorrangiges Ziel der Bayerischen Staatsregierung und stellt einen wesentlichen Beitrag zur zukunftsorientierten Weiterentwicklung des bayerischen Bildungswesens dar. Er soll nicht nur eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern ermöglichen, sondern auch zu mehr Chancengerechtigkeit und individueller Förderung für die Schülerinnen und Schüler beitragen. (Info: www.km-bayern.de)

2. Positive Einstellung des Schulträgers

Da bei GTK nicht unerhebliche Kosten auf die Gemeinde oder den Schulverband zukommen (derzeit 5.000 € für externe Kräfte pro Schuljahr und Klasse, evtl. Zuschüsse zum Mittagessen sowie den Sachaufwand), liegt das alleinige Antragsrecht beim Schulträger. In Thannhausen ergriff Bürgermeister Georg Schwarz die Initiative und er erhielt in Schulleitung und Lehrerkollegium eine aufgeschlossene Unterstützung. Sein Bestreben ist es, eine durchgängige Ganztagsbetreuung vom Kindergarten bis zum Abschluss in der Hauptschule als wichtigen Baustein einer „kinderfreundlichen Stadt Thannhausen“ zu gewährleisten. Er wird dabei von einer breiten Mehrheit im Stadtrat und einer engagierten Verwaltung unterstützt. – Ideal war bei uns auch, dass durch
zurückgehende Klassenzahlen Räume frei wurden und dadurch keine Kosten für Baumaßnahmen anfielen. Ein angemessenes Raumprogramm ist sehr wichtig für eine sinnvolle pädagogische Konzeption.

3. Pädagogische Konzeption der Lehrerkonferenz

Schulordnung und BayEuG sehen keine Beschluss-Beteiligung der Lehrerkonferenz und des Elternbeirats bei der Einrichtung einer GTK vor. Wir halten es jedoch für sehr wichtig, dass auch
diese Gremien hinter dem Vorhaben stehen, da sich die Schule dadurch konzeptionell und organisatorisch stark verändert. Für unseren Ganztagszug erarbeiteten wir folgende Konzeption in Ergänzung der Leitgedanken unserer Schule:

GANZ gerne sollen die Kinder (länger) zu uns in die Schule gehen.
* Dafür wurden mit einem erfahrenen und engagierten Personal gute 
  personelle   Voraussetzungen geschaffen.
* Die Ausstattung mit Lehr- und Lernmaterial ist bestens
  (Freiarbeitsmaterialien, Ausstattung mit PC und Lernprogrammen,
  Bücherei, Naturecke…)
* Für die GT-Klassen stehen mehrere Räume (Klassenzimmer,
  Förderraum, Spielzimmer…) und ein schönes naturnahes Schulgelände
  mit einem  angrenzenden neu angelegten Spielplatz zur Verfügung.

 

GANZ viel Wert legen wir auf eine anspruchsvolle und individuelle Förderung

* durch gezielte innere oder äußere Differenzierung

* eigenverantwortliches Lernen in Phasen des offenen Unterrichts

   und der Freiarbeit

* kooperatives und handelndes Lernen auch oder besonders

   in außerunterrichtlichen Phasen (Mittagessen, Freizeit, Projekte)

 

GANZ wichtig sind für uns

* eine durchdachte Rhythmisierung des Tagesablaufs

  durch einen gezielten Wechsel von Unterricht, Freizeit,

  Lernzeit und Projekten, kooperatives und handelndes Lernen

  auch im außerschulischen Lebensraum

* das Einführen immer wiederkehrender Rituale und

* das Durchsetzen der im Team besprochenen Regeln

 

GANZ intensiv pflegen wir die Zusammenarbeit

* mit den Eltern durch Elternbriefe, regelmäßige individuelle Mitteilungen,

  Telefonate, Gespräche, Elternabende u.a. 

  Niemand soll von der Verantwortung für das schulische Lernen

  seiner Kinder entlastet werden.

* mit Kooperationspartnern im Netzwerk der GTK

4. Rückenwind

Wer mit einem „Pilotprojekt“ Neuland betritt, ist dankbar für eine Unterstützung von den verschiedensten Seiten, z.B. …
* … durch Herrn Steurer und Herrn Frötschl von der Regierung von Schwaben, die stets kompetente und hilfsbereite Berater in inhaltlichen und rechtlichen Fragen sind. Ohne sie könnten wir die Fülle der Anträge und Verträge für die externen Kräfte nicht meistern.
* … durch das Staatliche Schulamt im Landkreis Günzburg, das unser Vorhaben von Anfang an mit Interesse begleitet und durch eine wohlwollende Zuweisung von Lehrerstunden so gut es geht unterstützt.
* … durch die Mehrzahl der Eltern, die sich dankbar über die finanzielle Förderung durch die Stadt und das pädagogische Engagement der Lehrkräfte äußern. So konnte sich die erste Ganztagsklasse als „Erfolgsmodell“ entwickeln und es war nicht schwierig, in den nächsten Schuljahren diese Klasse(n) weiterzuführen und jeweils eine neue erste Klasse zu bilden.

5. Fazit

Dass unsere Grundschule sich auf den Weg zur Ganztagsschule machen konnte, liegt am beschriebenen Zusammenwirken optimaler förderlicher Faktoren. Mangelnder staatlicher Unterstützung und fehlender Entlastung begegnen die Lehrkräfte in den Ganztagsklassen mit zusätzlichem Engagement und Mehrarbeit. Es gehört für alle an der Organisation und Durchführung des Ganztags Beschäftigten viel Einsatzbereitschaft und Herzblut dazu, die zusätzlichen Aufgaben, die durch das ganztägige Lernen hinzukommen, anzunehmen und sie zum Wohlwollen der Kinder gut zu erfüllen. Solange es bei den Familien in Thannhausen einen Bedarf für diese ganztägige Betreuung an der Grundschule gibt, werden sich Schulleitung und Lehrerkollegium für die Weiterführung dieser gebundenen Ganztagsklassen einsetzen.

Für manche Kinder ist die Ganztagsschule sicher ein guter Weg zu mehr verlässlicher Betreuung, konsequenter schulischer Förderung und somit ein wichtiger Schritt zur Chancengleichheit in der Bildung.
Wir jedenfalls haben den Schritt zur Ganztagsschule nicht bereut.

 

Weitere Informationen